FActs! ist ein so genanntes „Serious Educational Game“, d.h. die Benutzerinnen und Benutzer sind Spielerinnen und Spieler, die Avatare verwenden, und jede Frage wird mit einer animierten Grafik dargestellt. Jedes Spiel dauert etwa 5-8 Minuten. Um möglichst viele Jugendliche zu erreichen und dabei Sicherheit zu gewährleisten, ist der Fragebogen digital und online im Internet verfügbar. Das Spiel besteht aus 4 Szenarien mit insgesamt 9 Fragen rund um Fruchtbarkeit. Die Szenarien von FActs! sind: Auf dem Schulhof, auf der Party, im Fitnessstudio und zu Besuch beim Bruder. Hier werden verschiedene Fragen zur reproduktiven Gesundheit und zu Risikofaktoren gestellt. Nach jedem Szenario wird gezeigt, wie viele Sterne aufgrund der richtigen/falschen Antworten gesammelt wurden. Da unser sekundäres Ziel bei diesem Projekt darin besteht, das Bewusstsein über Fruchtbarkeit bei Teenagern zu steigern, bietet FActs! nach jeder beantworteten Frage maßgeschneiderte Informationen zur Aufklärung und begleitet die Befragten auf dem Lernpfad.
Datenschutz: Es werden keine persönlichen Informationen gesammelt und die Befragten bleiben anonym. FActs! sammelt nur Daten über das Geschlecht, das Alter und das Land der Nutzerinnen und Nutzer. Die Antworten werden in einer zentralen Datenbank gespeichert, wo sie verarbeitet, zusammengefasst und als Berichte für weitere wissenschaftliche Analysen exportiert werden.
Projekt zur Sensibilisierung für Fruchtbarkeitsthemen
Die menschliche Fruchtbarkeit ist ein zentrales Thema für die Gesellschaft und kann in keiner Lebensphase als selbstverständlich angesehen werden. Da die Geburtenraten in ganz Europa zurückgegangen sind und die Anzahl der Europäerinnen und Europäer mit Fruchtbarkeitsproblemen in den letzten Jahren gestiegen ist, sind die Begriffe Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit in den Blickpunkt von Wissenschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen und anderen Interessengruppen gerückt. Wie in früheren Untersuchungen beschrieben, halten viele Menschen ihre Fruchtbarkeit leider noch immer für selbstveratändlich und vermeiden es, sich damit zu beschäftigen – bis ein Problem auftaucht. Vor dem Hintergrund der reproduktiven Gesundheit und der Fruchtbarkeit verstehen wir unter Fertilitätsbewusstsein das Wissen und gesellschaftliche Bewusstsein über das menschliche Fortpflanzungssystem, über Lebenszyklen, mögliche Bedrohungen der reproduktiven Gesundheit und Möglichkeiten, diese zu schützen.
Frühere Studien haben ebenfalls gezeigt, dass Online-Bildungsansätze das Wissen über Fertilität erhöhen und Entscheidungen zur Familienplanung unterstützen können. Obwohl wir festgestellt haben, dass es immer mehr Studien gibt, die sich mit Fertilitätsbewusstsein befassen, mangellt es immer noch an der Qualität und Konsistenz ihrer Ergebnisse. Deshalb haben wir uns entschieden, diesen Trend zu beeinflussen, indem wir die jungen Generationen über ihre Fruchtbarkeit und Risiken für reproduktive Gesundheit aufklären. Dies geschieht durch das Fertility Awareness Project (https://fertilityeurope.eu/fertility-awareness/), das darauf abzielt, Teenager im Alter von 15-18 Jahren in europäischen Ländern digital zu erreichen, um ihr Wissen über Fruchtbarkeit zu überprüfen und ihr Bewusstsein mit einem Online-Tool zu schärfen. Ein weiteres Ziel besteht darin, verlässliche Informationen über den Stand des Fertilitätsbewusstseins unter jungen Menschen in Europa bereitzustellen und Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene zu fördern. Da wir in unserem Projekt Teenager ansprechen, haben wir einige wichtige Erkenntnisse über den Wissenssstand zur Fruchtbarkeit bei Jugendlichen gesammelt. Anhand von Studien konnten wir feststellen, dass Teenager weniger über Fruchtbarkeit wissen, als sie sollten und dass sie zugleich am empfänglichsten für Informationen über Fruchtbarkeit sind. Das legt nahe, dass es einfacher sein könnte, diese Informationen zu erhalten, bevor ein aktiver Kinderwunsch besteht. Zudem äußerten Jugendliche, dass sie sich wünschten, sie hätten in der Schule mehr über Fruchtbarkeit gelernt. In diesem Zusammenhang sind wir überzeugt, dass Bildungsmaßnahmen lohnend sind und das Wissen über Fruchtbarkeit kurzfristig steigern können. Darüber hinaus sollte Aufklärung über Fruchtbarkeit mit Maßnahmen und Prakatiken einhergehen, die Teenager unterstützen, fundierte Entscheidungen über Fruchtbarkeit zu treffen, und speziell auf sie zugeschnitten sind. Tatsächlich kamen aktuelle Studien zu dem Schluss, dass mehr als 50 % der Teenager Informationen über gesundheitsgefährdendes Verhalten auf ihren öffentlichen Profilen in sozialen Netzwerken preisgeben. Dennoch finden Teenager seriöse Aufklärungsspiele viel ansprechender, die auch Themen rund um Fruchtbarkeit behandeln! Je nach Gestaltung und Darbietungsform können „Serious Games“ also gezielte Interventionen für eine bestimmte Gruppe oder Personen darstellen, statt nach Schema F vorzugehen. Weiterhin kann der spielerische Kompetenzerwerb nachhaltiger sein. Zusätzlich bieten Spiele Anonymität und Vertraulichkeit, was wichtig ist, wenn Spielende sensible Informationen preisgeben. Natürlich sind weitere Forschungen erforderlich, um die Akzeptanz dieser Interventionen zu erhöhen und sie in der Praxis umzusetzen.
Referenzen
*J.Boivin, An experimental evaluation of the benefits and costs of providing fertility information to adolescents and emerging adults
*P. Juliana et al., What do people know about fertility? A systematic review on fertility awareness and its associated factors
*EUROSTAT: Population change – Demographic balance and crude rates at national level
*C.Enah et al,Qualitative evaluation of the relevance and acceptability of a web based HIV prevention game for rural adolescents
*S. Ross, Serious games for sexual health
*G. Ella, Avatars using computer/smartphone mediated communication and social networking in prevention of sexually transmitted diseases among North Norwegian youngsters
*D.,Ann,.et al., A systematic review and meta-analysis of interventions for sexual health promotion involving serious digital games